Solarfolie am Flughafen Köln Bonn: Neue Technik auf altem Schornstein
80 Solarfolien verzieren einen Schornstein am Flughafen Köln Bonn – auf rund 70 Quadratmetern bislang ungenutzter Fläche wird ab sofort Solarstrom erzeugt. (Foto: Flughafen Köln Bonn)
Matthias Schmid
23 September 2025
Warum ein alter Schlot plötzlich grüne Energie erzeugt und welche Technik made in Germany dahintersteckt. Flughafen-Betreiber und Solartechnik-Hersteller versprechen sich Signalwirkung von dem Projekt.
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Den Schornstein des zum Flughafen Köln Bonn gehörenden Blockheizkraftwerks ziert seit kurzem eine neuartige Solartechnik: 80 ultraleichte Module aus flexibler Solarfolie erzeugen dort Strom aus Sonnenlicht. Auf einer Gesamtfläche von rund 70 Quadratmetern liefert die Pilotanlage gut 4.000 Kilowattstunden pro Jahr – genug, um den Jahresbedarf eines durchschnittlichen Haushalts zu decken.
Das mag angesichts des Energiebedarfs eines Flughafens mit über zehn Millionen Passagieren pro Jahr wie ein Kleckerbetrag wirken – hier geht es aber vielmehr um die doppelte Pilotwirkung des Projekts: Zum einen zeigt die Solarfolie vom Hersteller Heliatek wie ehemals nicht für PV-Strom in Frage kommende Flächen doch genutzt werden können. Zum anderen entfaltet der 27 Meter in die Höhe ragende, jetzt innovativ aufgepeppte Schornstein eine ganz besondere Strahlkraft.
Solarmodule wie riesige Sticker
Das Unterfangen ist ungewöhnlich, weil man an der gewölbten Oberfläche des bereits 1998 errichteten Schornsteins natürlich keine Standardmodule anbringen könnte. Die Solarfolien vom Typ HeliaSol hingegen können auf dem abgerundeten Untergrund befestigt werden, ein rückseitiger Kleber macht eine besondere Unterkonstruktionen überflüssig. Die Solarfolie selbst ist dabei nur knapp zwei Millimeter dick und wiegt weniger als zwei Kilogramm pro Quadratmeter; daher belasten die 70 Quadratmeter die Statik des tonnenschweren Schornsteins fast gar nicht.
Thilo Schmid, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH, meint dazu: „Hier testen wir ein neues, grünes Produkt, das unsere bestehenden Aufdach-Photovoltaik-Anlagen ergänzen kann. Der Solarstromausbau ist ein zentraler Baustein der Nachhaltigkeitsaktivitäten, die fest in unserer Unternehmensstrategie verankert sind. Wir ermitteln auf diesem Feld fortlaufend weitere Potentiale.“
Erst im März dieses Jahres erfolgte der Spatenstich für ein gemeinsames Holzheizwerk der RheinEnergie AG und des Flughafens Köln Bonn. Das Projekt soll die CO2-Emissionen jährlich um 2.700 Tonnen senken; der nachwachsende Brennstoff stammt von der Abfallentsorgungs- und Verwertungsgesellschaft Köln mbH (AVG Köln).
Heliatek: Solartechnologie aus Dresden
Entwickelt wurde die am Schornstein eingesetzte Solartechnologie von deutschen Unternehmen Heliatek, das 2006 durch eine Ausgründung aus der TU Dresden und der Universität Ulm entstand. Heliatek möchte laut eigener Aussage „durch die Entwicklung einzigartiger, nachhaltiger Solarfolien, die überall eingesetzt werden können, den Weg für eine Zukunft mit grüner und unabhängiger Energie ebnen.“
HeliaSol-Solarfolien können auf viele Gebäudeoberflächen geklebt werden – dafür brauche es laut Hersteller keine speziellen Werkzeuge und keine besondere Unterkonstruktion; auch eine Durchdringung des Daches oder eine Hinterlüftung zur Kühlung sei nicht erforderlich.
Heliatek hat sich auf organische Photovoltaik spezialisiert, diese PV-Technologie arbeitet im Unterschied zu herkömmlichen Siliziumzellen mit hauchdünnen organischen Schichten. Das Produkt HeliaSol wurde als weltweit erstes Organic-PV-Produkt vom TÜV Rheinland zertifiziert und ist laut Hersteller die „sauberste Stromerzeugungstechnologie überhaupt mit einem CO2-Fußabdruck von weniger als 10 g CO2-Äquivalenten pro erzeugter Kilowattstunde“. Mehr Informationen zur Technik und den Anwendungsgebieten findest du auf der Heliatek-Website, dort gibt es auch die Datenblätter der HeliaSol-Folien.
Verfasst von
Matthias Schmid
23 September 2025
Matthias ist seit über 20 Jahren Test-Redakteur – und sein Garten sieht so aus, als würde er dort Solarmodule anbauen. Denn Matthias testet Balkonkraftwerke, Solarspeicher, Halterungen und weiteres Zubehör. Seine Freizeit verbringt er mit Ferngläsern, Vogelbeobachtung und seinen zwei Katzen.