Weltpremiere auf dem Wasser: Vertikale Solarmodule liefern viel Strom auf wenig Fläche

Vertikal angeordnete PV-Module auf einem Kiessee in Bayern – zur Einweihung der Anlage war Markus Söder als Gast geladen (Bild: Sinn Power GmbH).
20 Oktober 2025

Vertikal angeordnete PV-Module auf einem Kiessee in Bayern – zur Einweihung der Anlage war Markus Söder als Gast geladen (Bild: Sinn Power GmbH).
20 Oktober 2025
In Gilching geht die erste schwimmende PV-Anlage mit vertikalen Modulen ans Netz. Die Anlage will Stürmen trotzen und belegt nicht mal 5 Prozent der Seeoberfläche – das gefällt auch dem bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder.
Auf einem Kiessee in Gilching hat das bayerische Unternehmen Sinn Power die nach eigenen Angaben weltweit erste schwimmende Photovoltaikanlage mit vertikal ausgerichteten Solarmodulen in Betrieb genommen. Die Anlage, die rund 1,87 Megawatt Leistung liefert, soll jährlich etwa 2 Gigawattstunden Strom erzeugen. Hauptnutzer ist das Kieswerk Jais, das den Strom vor Ort für den Eigenbedarf einsetzt und den Bezug aus dem Netz bereits in den ersten Wochen des Testbetriebs um rund 60 Prozent reduzieren konnte. Langfristig soll die Anlage die Stromrechnungs des Kieswerks um bis zu 70 Prozent senken.
Die sogenannte „SKipp-Float“-Anlage unterscheidet sich von herkömmlichen schwimmenden PV-Systemen durch die vertikale Anordnung der rund 2.600 Module. Diese stehen in Ost-West-Richtung auf schmalen, kielartigen Sockeln, die etwa 1,60 Meter tief ins Wasser des Sees reichen. Ein Seilsystem verbindet die Module, sodass sie sich bei Wind- oder Wellenbewegungen ausrichten können, ohne zu kollidieren. Dadurch soll die Anlage besonders sturmresistent sein und zugleich den mechanischen Stress auf die Module minimieren.
Zwischen den Modulreihen bestehen rund vier Meter breite Wasserflächen, die eine ausreichende Belichtung, Luftzirkulation und eine gleichmäßige Stromproduktion über den Tagesverlauf ermöglichen sollen. Die patentierte SKipp-Technologie eignet sich laut Hersteller „für alle ganzjährig wasserführenden künstlichen Gewässer ab 1,6 m Tiefe, insbesondere für Kiesgruben und Baggerseen“.

Trotz des stattlichen Ertrags von prognostiziert 2 Gigawattstunden hat die schwimmige PV-Anlage einen geringen Flächenbedarf – die Anlage belegt lediglich 4,65 Prozent der Seefläche, und damit deutlich weniger als die laut Wasserhaushaltsgesetz erlaubten 15 Prozent. Zudem bietet die Konstruktion laut Sinn Power mehrere ökologische Vorteile: Sonnenlicht erreicht weiterhin die Wasseroberfläche, der Sauerstoffaustausch bleibt erhalten, und die natürliche Umwälzung der Wasserschichten wird unterstützt. Messungen vor und nach der Installation zeigen eine leicht verbesserte Wasserqualität, und die schwimmenden Elemente dienen bereits als Brutplätze für Vögel, während Fischschwärme in der Nähe der Rückstellgewichte gesichtet wurden.
Sinn Power plant bereits eine zweite Ausbaustufe der Anlage in Gilching, konkret geht es dabei um eine Aufstockung der PV-Leistung um weitere 1,7 Megawatt. Längerfristig visiert die bayrische Firma auch den maritimen Sektor an: Laut eigener Aussage ist die Technologie „bereits heute für Anwendungen im offenen Wasser einsatzfähig und erfüllt die technischen Anforderungen für den Betrieb unter maritimen Bedingungen.“

Die feierliche Inbetriebnahme am 10. Oktober 2025 wurde von Politikern begleitet, darunter Bayerns Ministerpräsident Markus Söder der über die Vorreiterrolle Bayerns in „Forschung und Technologie, die neue Wertschöpfungsketten ermöglicht“ referierte. Anschließend konnten die geladenen Gäste die SKipp-Technologie bei Bootsfahrten aus nächster Nähe besichtigen.