Der norddeutsche Hersteller Kleines Kraftwerk verspricht Premium-Qualität, in Deutschland gefertigte sowie statisch geprüfte Halterungen und eine einfache Installation. PV Insider hat das Modell Kleines Kraftwerk Duo einem Langzeit-Test unterzogen und verrät, ob die Versprechen eingehalten werden.
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Die 600-Watt-Grenze ist längst gefallen, die Anmeldung wurde erheblich vereinfacht und Mieter profitieren von einem gesetzlich verankerten Recht aufs eigene Balkonkraftwerk. Kurzum: Selbst Solarmuffeln gehen so langsam die Argumente aus, die gegen eine eigene kleine Anlage auf Balkon, Flachdach & Co. sprechen. Die auch Steckersolargeräte genannten Balkonkraftwerke werden immer leistungsfähiger, sind weit unter 1.000 Euro zu haben und pumpen sofort nach dem Aufbau grüne Sonnenenergie durch die Stromadern im Hausnetz. Aber ist die Sache wirklich so einfach und stimmt die Qualität der Komponenten, vom Solarpanel über die Kabel bis hin zum Wechselrichter? Das wird PV Insider ab sofort kritisch und praxisnah unter die Lupe nehmen. Und zwar den kompletten Prozess vom Moment der Bestellung, über Lieferung und Installation bis zu dem Moment, wo der Solarstrom erzeugt und eingespeist wird.
Den Anfang macht der in der Nähe von Bremen beheimatete Hersteller Kleines Kraftwerk, der nicht nur durch eine breit gestreute Werbekampagne auf sich aufmerksam gemacht hat. Kleines Kraftwerk nennt die eigenen Geräte „Premium Balkonkraftwerke“, preist deren Effizienz an und führt seine statisch geprüften Halterungen „made in Germany“ ins Feld. PV Insider hat das „Mittelklasse-Modell“ Kleines Kraftwerk Duo mit 880 Watt in der Variante „Flachdach“ im Langzeittest über mehrere Monate auf Herz und Nieren getestet.
Testfazit Kleines Kraftwerk Duo
Testergebnis
1,4
Sehr gut
Test bestanden: Die bifazialen Solarmodule überzeugen mit hoher Effizienz, alle Komponenten sind hochwertig verarbeitet und sauber aufeinander abgestimmt. Das Versprechen, ein einfach zu installierendes Rundum-System zu liefern, erfüllt Kleines Kraftwerk mit Bravour. Der Anbieter ist sicher nicht der günstigste auf dem Markt und qualitativ hochwertige Solarmodule gibt es bei Sets von anderen Anbietern auch – dafür bleiben die Kunden von Kleines Kraftwerk von bösen Überraschungen verschont. Vom Bestellprozess über die Lieferung bis zum Aufbau, von Wechselrichter bis Ertragskontrolle via App – dieses Balkonkraftwerk liefert ab.
Pro
- Halterungen stabil und schnell zusammengebaut
- 25 Jahre Garantie
- nur Marken-Komponenten
- sehr gute deutsche Anleitung
Kontra
- aktuell ein bis zwei Wochen Lieferzeit
- Verbindung zum Wechselrichter bricht gelegentlich ab

Kleines Kraftwerk Duo Flachdach
- statisch geprüfte Halterungen made in Germany
- 25 Jahre Garantie von Kleines Kraftwerk
- deutsche Anleitung & kostenloser Versand
- inklusive Hoymiles-Wechselrichter
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Kleines Kraftwerk: Der Bestell-Prozess
Auf seiner Webseite gibt Kleines Kraftwerk übersichtlich an, was genau zum Lieferumfang gehört und stellt die Datenblätter der Module und des Wechselrichters zur Verfügung – das ist vorbildlich. Zudem kann man sich als Käufer nicht nur zwischen den diversen Montage-Optionen entscheiden, sondern (gegen Aufpreis) ein längeres Stromkabel wählen und sogar vom Schuko-Stecker (Standard) zur Wieland-Variante wechseln.
Die Lieferzeit wurde zum Bestell-Zeitpunkt mit zwei bis fünf Tagen angegeben. Schon kurz nach dem Bestellvorgang erhielt PV Insider eine Bestellbestätigung per Mail sowie am selben Tag eine SMS der zuständigen Spedition. Drei verschiedene Tage standen als Liefertermin zur Auswahl, der früheste war in vier Tagen – und tatsächlich kam das Balkonkraftwerk-Set dann pünktlich am vereinbarten Freitagvormittag an der Lieferadresse an. Und wurde per Hubwagen bis zur Haustür gebracht. Optimal wäre an dieser noch ein kürzeres Liefer-Zeitfenster als acht Stunden – aber das liegt vermutlich nicht in der Macht des Herstellers. Und ist auch bei anderen Bestellungen per Spedition in Deutschland so üblich.

Lieferung: Pünktlich und gut verpackt
Die beiden Solarmodule des Modells Duo werden auf einer Europalette angeliefert, angelehnt an ein Holzgestell in fast vertikaler Form. Damit beim Transport nichts wackelt oder verrutscht, sind sie fest mit schwarzer Kunststofffolie umwickelt, die man am besten mit einem Cuttermesser durchtrennt. Darunter sind die Module nur noch mit dünnen Kartonagen bedeckt, zudem gibt es einen Eckenschutz aus Pappe an allen vier Ecken. Zum Tragen in den Garten oder das gewünschte Stockwerk empfiehlt sich ein Helfer, da das Herumwuchten der gut 23 kg schweren Panele allein ein ziemlicher Kraftakt ist und die Abmessungen von 1,76 x 1,11m pro Modul gerade im Treppenhaus oder bei engen Durchgängen eine gewisse Feinabstimmung erfordern – das lässt sich im Team erheblich leichter bewerkstelligen.

In einem weiteren Karton finden Käuferinnen und Käufer dann den Rest des Lieferumfangs: Kabel, Wechselrichter, Halterungen und eine umfangreiche deutsche Anleitung. Zum Aufbau der Varianten „Flachdach“ bzw. „Garten“ sind zusätzlich lediglich zwei Ringmaulschlüssel in der Größe 10 nötig. Von den in der über 50-seitigen Anleitung beschriebenen, fünf Montagevarianten ist die Option „Garten“ auch von einer einzelnen Person durchführbar, bei „Flachdach“, „Gitterbalkon“ oder auch „Ziegeldach“ sind eine zweite Person und diverse Hilfsmittel wie ein Sicherungsseil, Bohrmaschine, Flex oder eine Leiter je nach Aufstellort natürlich hilfreich.
Auspacken und Aufbauen
Wer sein neues Balkonkraftwerk auf der Terrasse, im Garten oder auf einem Flachdach aufstellt, der sollte die Halterung auf jeden Fall wind- und wetterfest machen, damit die bei einem Sturm auftretenden Kräfte die Panele nicht verschieben oder gar umwerfen können. Das gelingt durch Verschrauben mit dem Untergrund oder durch das Beschweren mit Gewichten. Ein paar schwere Betonplatten aus dem Baumarkt kosten zusammen keine zehn Euro und können problemlos auf die Alu-Elemente unter den Modulen gelegt werden.
Nach dem Entfernen der Kartonagen und dem Sichten aller Bauteile für die Halterungen kann der Aufbau beginnen – in unserem Fall der Aufbau der Flachdach-Variante. Beim Zusammenschrauben und Montieren der Halterungen bleibt keine Spielraum für Fehler, die wenigen nötigen Schritte sind gut beschrieben und mit echten Fotos illustriert – selbst handwerklich wenig Geübte dürften kaum länger als 20 Minuten pro Halterung benötigen. Die Bauteile weisen keine scharfen Kanten auf und sind ausreichend stabil – nach dem Zusammenschrauben der Alu-Halterung wird diese ans Panel angebracht, während dieses mit der Vorderseite nach unten auf dem Boden liegt. Hier empfiehlt es sich, eine große Decke oder wenigsten die Kartonabdeckung unterzulegen, um Kratzer zu verhindern.
Hat man abschließend noch den mitgelieferten Wechselrichter HMS-800W-2T von Hoymiles an der Halterung verschraubt, steht der nächste Schritt an: das (ebenfalls sehr simple) Anschließen der Kabel. Zuerst kommt das Kabel vom Wechselrichter in die Schuko-Steckdose auf dem Balkon oder der Terrasse, danach werden die MC4-Stecker der beiden Solarpanele mit den entsprechenden Steckern am Wechselrichter verbunden. Gesagt, getan! Falsches Verkabeln? Ausgeschlossen. Wenn dann nach kurzer Zeit ein unaufgeregtes, grünes LED-Blinken beginnt, dann fließt der erste Sonnenstrom vom eigenen Balkonkraftwerk ins Hausnetz. Wer hier stoppen möchte, der ist – abgesehen vom Eintrag ins Marktstammdatenregistern – eigentlich fertig und könnte sich auf die nächste, niedrigere Stromrechnung freuen.
Ertragsüberwachung per App: Praktisch, aber nicht perfekt
Das Stromerzeugen macht aber noch mehr Spaß, wenn man die Energieflüsse auch verfolgen kann und auf dem Smartphone-Bildschirm nicht nur die gesparten Euro, sondern auch die aktuell von den Panelen erzeugte Strommenge einsehen kann. Kleines Kraftwerk setzt hier nicht auf eine eigene App, sondern auf das Programm „S Miles Installer“ vom Wechselrichter-Hersteller Hoymiles.
Die App ist gratis für iOS und Android verfügbar und zeigt, auf die angeschlossenen Panele aufgeteilt, wie viel Strom zu welcher Zeit erzeugt wird, und das in sauberen deutschen Texten. Der Funktionsumfang der Smartphone-App ist überschaubar aber trotzdem überzeugend; wer über den Browser am PC über die S Miles Cloud auf die Daten seines Balkonkraftwerks zugreift, der erhält noch ein paar mehr Infos und freut sich über Statistiken und eine Export-Funktion.
Nicht so happy war PV Insider mit der Stabilität der Netzwerkverbindung: So kann es schon mal passieren, dass das eigene Balkonkraftwerk an einen Abend in der App als online angezeigt wird, am nächsten Morgen aber „keine Verbindung“ besteht. Das Problem behebt sich nach ein paar Stunden meist von allein, zudem kann ein Router-Neustart helfen. Optimal ist das trotzdem nicht. Das bedeutet zum Glück nicht, dass während solcher Phasen kein Strom erzeugt und eingespeist wird, nur die komfortable Überwachung in der App ist dann nicht möglich.
PV Insider hat die WLAN-Verbindung und Registrierung in der App mit einem Android-Smartphone durchgeführt, was problemlos funktioniert hat. Dass auch die Eintragung der Anlage in der App in der Anleitung von Kleines Kraftwerk Schritt für Schritt mit Bildern gezeigt wird, ist hier ein großer Pluspunkt, denn dieser Vorgang ist in der S-Miles-App nicht gerade selbsterklärend.
Service-Bestnoten für Kleines Kraftwerk
Wer trotz der guten Anleitung Probleme beim Zusammenbau oder der App-Einrichtung hat, der kann sich per E-Mail oder Telefon beim Anbieter Kleines Kraftwerk kostenlos beraten lassen – sowohl E-Mail-Adresse als auch Telefonnummer sind auf der ersten Seite der Anleitung abgedruckt.
Für das gesamte Prozedere ab der Bestellung, also Lieferung, Verpackung, Anleitung, Aufbau und App-Einrichtung gibt fast durch die Bank Bestnoten – PV Insider stieß an keiner Stelle dieses Prozesses auf Hindernisse oder Unannehmlichkeiten. Wer beim Verschrauben der Alu-Bauteile der Halterung etwas falsch anbringt, der kann das rasch beheben. Für die Variante Flachdach reichen wirklich zwei Ringmaulschlüssel, etwas schneller schraubt es sich, wenn man einen Ratschenschlüssel mit der passenden 10er-Nuss zur Hand hat.
Beim bestellten Duo-Set waren alle versprochenen Bauteile, Schrauben und Unterlegscheiben dabei, am Ende war nichts übrig. Das kann man klasse finden, weil man so das Gefühl hat, alles korrekt gemacht zu haben. Andererseits wären ein, zwei überzählige Schrauben und Unterlegscheiben im Beutel praktisch, falls doch mal eine bei der Montage vom Balkon purzelt…

Solarmodule mit gutem Wirkungsgrad
Die bifazialen Solarpanele vom namhaften chinesischen Hersteller Sunpro (konkret: das Modell SPDG440-N96R12) haben eine schicke, sehr dunkle Vorderseite. Panelfehler sind nicht zu erkennen, die Alukanten sind sauber verarbeitet. Es handelt sich um sogenannte Glas-Glas-Module, sprich die Solarzellen sind auf beiden Seiten durch eine stabile Glasschicht geschützt. Der Begriff „bifazial“ bedeutet, dass auch die Rückseite Solarstrom erzeugen kann. Das verdoppelt den Ertrag natürlich nicht, kann aber insgesamt die Ausbeute erhöhen, da diffuses und vom Boden reflektiertes Sonnenlicht auf die Rückseite gelangt, z. B. wenn man die Module in aufgeständerter Form auf einem Flachdach montiert hat.
Der vom Hersteller angegebene Wirkungsgrad der Solarzellen beträgt bei der 440-Watt-Variante sehr gute 22,02%; die mittlerweile von Kleines Kraftwerk verschickten 450-Watt-Modulen sogar 22,52%. Hier gab es also nach der Test-Bestellug von PV Insider ein Upgrade, das wir für den Test nicht berücksichtigen konnte.
Die aktuell besten PV-Panele im Consumer-Bereich kommen auf Werte von knapp über 23% Effizienz, daher ist der Wert von 22,02% auch im Umfeld moderner, monokristalliner Solartechnik als gut bis sehr gut zu bewerten. Im Praxistest in den Juli und August hat PV Insider die Module über mehrere Wochen hinweg bei bestem Sommerwetter getestet, die erzielten Erträge protokolliert und auch mit verschiedenen Ausrichtungen sowie Aufstell-Orten, wo es zu manchen Tageszeiten eine Teilverschattung gab, experimentiert. Die Tests von PV Insider finden übrigens im Schleswig-Holsteinischen Elmshorn statt, das 30km nördlich von Hamburg liegt. Wer ein Balkonkraftwerk in Mittel- bzw. Süddeutschland oder auch in Österreich betreibt, darf also davon ausgehen, dass seine Erträge noch ein Stückchen höher ausfallen.
Hohe Erträge in den sonnigsten Monaten
Im Allgemeinen ist die vom Kleinen Kraftwerk Duo produzierte Strommenge sehr zufriedenstellend. An einem sonnigen Juli-Tag (30.7.2024) erzielten die beiden 440-Watt-Panele zusammen den Wert von 3,68 kWh im Tagesverlauf. Den absoluten Höchstwert in puncto Watt-Leistung gab es am 28. Juli um 11:15. Mit einmal 398,2 Watt und einmal 396,9 Watt kam das Duo auf eine kombinierte Leistung von 795,1 Watt. Die vom Hersteller angegebenen 506 Watt Maximalleistung pro Panel werden damit nicht erreicht – das ist aber völlig normal.

Dieser sogenannte STC-Wert (engl. Abkürzung für: Standard Test Conditions) geht von einer Sonnenstrahlung von 1000 Watt pro Quadratmeter aus, was in Mitteleuropa jedoch unrealistisch ist. Deswegen geben Modulhersteller auch immer einen NMOT-Wert an (engl. Abkürzung für Nominal Module Operating Temperature), der von 800 Watt Sonnenstrahlung ausgeht und bei diesem Modul auf eine Maximalleistung von 332 Watt kommt. Dieser Wert wurde Ende Juli im Praxistest also deutlich übertroffen.
Selbst Anfang September wurden noch regelmäßig Spitzenwerte rund um 330 Watt erzielt. Pendelten sich die Tageserträge in der letzten Juli- und erste August-Woche an sonnigen Tagen regelmäßig bei 3,4 bis 3,6 kWh ein, so lagen sie in der ersten, sonnigen Septemberwoche nur noch bei rund 2,4 bis 2,9 kWh pro Tag. Dies hat natürlich damit zu tun, dass zu diesem Zeitpunkt bereits die ertragreichsten PV-Monate des Jahres vorüber waren.
Guter Wechselrichter, lange Garantiezeiten
Wie sieht es mit dem Wechselrichter beim Kleinen Kraftwerk Duo aus? „Bestens“ ist man versucht zu sagen, denn der mitgelieferte Hoymiles HMS-800W-2T ist solide verarbeitet, gibt keine störenden Geräusche von sich und hat ein integriertes WLAN-Modul; es ist also keine separate DTU-Einheit (Data Transfer Unit) nötig, um ihn mit dem heimischen Netzwerk zu verbinden. Der Wechselrichter ist dank IP67-Schutzklasse staub- und wasserdicht, trotzt also problemlos allen Witterungsbedingungen.
Die Kabel und Verbindungen sind wertig und dank zweier MMP-Tracker ist es möglich, aus unterschiedlich ausgerichteten Solarpanelen noch ein bisschen mehr Ertrag herauszukitzeln. Dies geschieht automatisch bei der internen Kommunikation von Wechselrichter und Modul, als Nutzer muss man sich also um nichts kümmern. Von der oben angesprochenen, leider nicht immer ganz stabilen WLAN-Verbindung abgesehen verrichtet der Wechsel seinen Dienst also tadellos.
Zu guter Letzt geizt Kleines Kraftwerk auch nicht bei der Garantie, die Firma spricht generell eine Garantiezusage über 25 Jahre aus: Die betrifft natürlich die Halterungen ebenso wie die Solarmodule, auf letztere gibt es sogar eine Leitungsgarantie von 30 Jahren. Auf den Wechselrichter von Hoymiles, der über einen sogenannten NA-Schutz verfügt – an dieser neuralgischen Stelle gab es im Jahr2023 Probleme bei andere Wechselrichter-Herstellern – gibt es eine Hersteller-Garantie von 12 Jahren.