EPP Solar Balkonkraftwerk im Test: Komplett-Set mit 880 Watt

2024 belegte ein Balkonkraftwerk von EPP Solar den ersten Platz bei Stiftung Warentest. PV Insider hat nachgeprüft, ob die Marke wirklich so gut ist – und kam zu einem zwiegespaltenen Ergebnis mit Skepsis hinsichtlich der Seriosität des Anbieters. Mittlerweile ist EPP Solar insolvent, der Shop ist sogar offline. Unseren Test kannst du natürlich aber immer noch nachlesen.

Testfazit EPP Solar Balkonkraftwerk

PV Insider

Testergebnis

2,1

Gut

Holpriger Start, ordentliches Endergebnis: Die unseriöse nächtliche Anlieferung des Balkonkraftwerks von EPP Solar sorgte nicht nur für Stirnrunzeln beim Test-Redakteur, sondern wirkte sich auch negativ auf die Teilnote im Bereich „Lieferung & Verpackung“ aus; auch die Hotline erwies sich nicht als hilfreich. Gute Nachrichten gibt es dafür beim Stromertrag und dem Wechselrichter: Die Marken-Module punkten mit einem hohen Wirkungsgrad in der Theorie und einer erfreulichen Stromausbeute in der Praxis. Der Wechselrichter von Deye ist wertig verarbeitet und mit ein bisschen Hin und Her klappte auch die Registrierung in der Ertrags-App. Die beiliegenden Flachdach-Halterungen (vom Hersteller Solar Hook) sind solide und konnten ohne Probleme montiert werden, der Aufstellwinkel ist allerdings recht flach. Weil der Anbieter mittlerweile insolvent ist, kann das Balkonkraftwerk aber nicht mehr gekauft werden.

  • Halterungen sind stabil, Aufbau klappt problemlos
  • guter Stromertrag
  • Marken-Ware bei Solar-Modulen und Wechselrichter
  • Kommunikation schlecht, Anlieferung eine Zumutung
  • Wechselrichter-Einrichtung holprig, Ertrags-App nur mittelmäßig
  • Achtung: Hersteller EPP Solar liefert laut Kundenrezensionen seit kurzem keine Ware aus, zudem ist die offizielle Webseite seit Mitte Mai 2025 offline

Über eine Million Balkonkraftwerke verrichten auf deutschen Terrassen, Flachdächern und Balkonen mittlerweile ihren Dienst. Ein Profiteur des Balkonkraftwerk-Booms in den letzten zwölf Monaten müsste eigentlich der Anbieter EPP Solar gewesen sein, vor allem weil die Firma im Mai 2024 medienwirksam den ersten Platz in einem Vergleichstest der Stiftung Warentest holte. Gleichwohl sprechen nicht nur unsere negativen Erfahrungen beim Thema Lieferung und Service, sondern auch das jüngste Kundenfeedback für EPP Solar eine andere Sprache.

Achtung: Anbieter EPP Solar ist insolvent

Seit Mai 2025 häuften sich Kundenrückmeldungen (z. B. bei Trustpilot), dass EPP Solar bestellte Ware nicht mehr ausliefert und auch nicht auf Rückfragen reagiert. Wie im Test erwähnt wird, war PV Insider Ende 2024 zwar mit der spärlichen Kommunikation sowie der Anlieferung sehr unzufrieden – allerdings hatten wir die bestellte Ware erhalten, und das sogar einigermaßen zügig. Verlässliche Quellen wie Andreas Schmitz (YouTube-Kanal: Der Akku Doktor) berichteten im Mai 2025 daher von einer Insolvenz von EPP Solar. Zudem ist die offizielle Firmenwebsite seit Mitte Mai 2025 offline. Trotzdem werden Balkonkraftwerke von EPP Solar beispielweise bei Amazon weiterhin zum Kauf angeboten; aufgrund der nicht mehr vorhandenen Gewährleistung raten wir allerdings dringend vom Kauf ab. Empfehlen können wir stattdessen den Testsieger Kleines Kraftwerk Duo, der mit einer Gesamtnote von 1,4 den ersten Platz in unserem Vergleichstest 2025 holte.

PV Insider Testsieger

Kleines Kraftwerk Duo Flachdach

  • statisch geprüfte Halterungen made in Germany
  • 25 Jahre Garantie von Kleines Kraftwerk
  • deutsche Anleitung & kostenloser Versand
  • inklusive Hoymiles-Wechselrichter

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Balkonkraftwerk von EPP Solar: Der Bestell- und Liefervorgang

Fünf Werktage waren vergangen seit der Bestellung im Online-Shop von EPP Solar. Noch machte sich die PV Insider-Redaktion keine Gedanken über den Verbleib des gekauften und per Kreditkarte bezahlten Balkonkraftwerks – obwohl nach der Bestellbestätigung per E-Mail (am 4. Oktober) keine weiteren Infos eingetrudelt waren und der Status der Bestellung im Nutzer-Konto eindeutig zweideutig ausfiel. In der Übersicht war die Bestellung am 11. Oktober als „abgeschlossen“ markiert, in den anklickbaren Details wurde jedoch der 15. Oktober als voraussichtlicher Liefertermin angegeben.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Oktober, konkret um 1:15 Uhr nachts (!), klingelte plötzlich das Handy. Der Test-Redakteur war noch wach, blickte vom Netflix-Serienmarathon zum Smartphone-Display auf eine unbekannte Nummer, nahm ab und erfuhr von einer „Express-Overnight-Lieferung“ an seinen Namen. Er dachte in diesem Moment jedoch nicht im Entferntesten an das Balkonkraftwerk, das nächste Woche geliefert werden sollte, vielmehr an einen Spam-Anruf – und legte auf. Eine Minute später meldete sich die Nummer erneut, sprach diesmal von einer Lieferung zweier Solar-Module und hatte auch die korrekte Liefer-Adresse parat. Kurzum: Der Fahrer war am anderen Ende der Leitung und wollte in rund 40 Minuten da sein, das Balkon-Kraftwerk also um 2 Uhr morgens zustellen.

Im Falle einer privaten Bestellung hätte unser PV-Insider-Redakteur wohl dankend auf ein derart unseriöses Zustell-Prozedere verzichte, doch für den Test-Case mit EPP Solar kam das nicht infrage. Also wartete der Redakteur ab 2 Uhr morgens an der Straße vor seinem Haus auf den Kurier-Fahrer, der dann um 2:13 tatsächlich eintraf. Zehn Minuten später waren die beiden, nur mit einer dünnen Pappe liegend aufeinander gelagerten Solarmodule dann aus dem weißen Transporter gewuchtet und vor der Haustür abgestellt. Zusammen mit einer Papp-Box mit den Halterungen sowie einem weiteren, an der Seite halb aufgerissenen Karton, in dem sich der Wechselrichter befand. Eine Unterschrift später rauschte der Fahrer davon – ohne auf die Frage zu antworten, was passiert wäre, wenn man das Handy-Klingeln überhört oder die nächtliche Annahme verweigert hätte, dafür mit der Aussage, dass er für die nächsten Lieferung jetzt noch weiter fahre…

Kurzum: Ein maximal unangenehmer Start in den Test-Prozess des Balkonkraftwerks von EPP Solar. Nicht allein wegen der Uhrzeit, sondern weil man sich als Kunde überrumpelt vorkommt und in der Dunkelheit die Intaktheit von Solarmodulen und weiterer technischer Bauteile nur sehr unzureichend erkennen kann.

Die Hotline von EPP Solar meinte im Oktober 2024, auf den Liefer-Vorfall angesprochen, übrigens nur, dass die nächtliche Zustellung „wohl einer Fehler der Spedition gewesen sei“, ging nicht auf die mangelhafte Kommunikation seit der Bestellung ein und verwies auf die Möglichkeit eines Beschwerde-Tickets, sollte man auf Mängel bei den Modulen stoßen. Doch zum Glück waren nicht nur die Solarmodule selbst intakt, sondern auch alle bestellten Komponenten in den gelieferten Paketen – und so konnte ging es bald ans Aufstellen des „880W Balkonkraftwerks Bifazial Komplettset 800W Photovoltaik Solaranlage mit Deye 800W WiFi Wechselrichter und PV Halterung Flachdach“ wie der Artikel im Online-Shop von EPP Solar benannt war.

Aufbau der Halterungen und Module

Beim Test vom Konkurrenten Kleines Kraftwerk lobte PV Insider die gut bebilderte Anleitung für die Montage und Einrichtung des Balkonkraftwerks. Bei EPP Solar ist die Anleitung zum Zusammenschrauben der Flachdach-Halterung zwar auch gelungen, aber sie liegt nicht ausgedruckt bei! Wer also ungern Tablet oder Notebook draußen beim Aufbauen dabei hat, der kommt um den Umweg, die Anleitung selbst auszudrucken, nicht herum. Immerhin kann man dann nur den Teil der über 50 Seiten drucken, der die gewählte Halterungsvariante behandelt – das spart Papier.

Der Aufbau der Halterung geht leicht von der Hand, alle Schritte sind ordentlich beschrieben, zudem gibt es vom Halterungs-Hersteller Solar Hook ein hilfreiches Aufbau-Video bei YouTube. Nur schade, dass EPP Solar das weder auf der Produkt-Webseite noch in einer Info-Mail verlinkt hatte. Die Hilfestellungen lassen sich im Internet zwar finden, in puncto Kundenservice ist aber noch reichlich Luft nach oben.

Die Aufbau- und Montage-Arbeiten lassen sich praktischerweise von einer einzelnen Person ausführen – so dass man nach rund einer Stunde beide Solarpanels plus den Wechselrichter angeschraubt hat. Die Alu-Träger selbst muten auf den ersten Blick scharfkantig an, sind es in der Praxis aber nicht. Fingerspitzengefühl erfordern die Platzierung und nötige Feinjustierung der Erdungsplatten, die zwischen die Stützen und die Alu-Schienen geklemmt werden. Nach der Montage wirkt die ganze Konstruktion angenehm solide, sollte aber je nach Platzierung auf einem Garagendach oder der Terrasse natürlich mit z. B. Betonplatten beschwert werden, damit das Balkonkraftwerk auch bei Sturm sicher an Ort und Stelle bleibt. Der Neigungswinkel dieser Flachdach-Halterung beträgt übrigens nur 15 Grad, die Module sind also ziemlich horizontal montiert. Gerade im Vergleich mit den Halterungen von Kleines Kraftwerk, die auf 20 Grad kommt, fällt der Unterschied sichtbar auf.

Die Positionierung der Wechselrichters in liegender Position auf einer der beiden Schienen findet PV Insider nicht optimal: Zum einen kommt man weniger gut an die MC4-Stecker dran als bei einer vertikalen Anbringung an die Halterung, zum anderen sollte man hier z. B. ein Stück Holz unterlegen, damit nicht die gesamte Lastwirkung des Wechselrichters über Jahre hinweg die Befestigungsschraube beschädigt.

Nach dem Aufbau kommt das Anstecken: Bis auf eine MC4-Steckverbindung rasteten alle Stecker perfekt sauber ein. Etwas unpraktisch ist bei diesem 880-Watt-Komplettset von EPP Solar, dass man standardmäßig ein 3 Meter langes Stromkabel mit Schuko-Stecker bekommt, aber beim Bestellvorgang keine andere Kabellänge – auch nicht gegen Aufpreis – wählen konnte. Wird das Balkonkraftwerk also nicht in unmittelbarer Nähe zu einer Steckdose aufgestellt, kommt man um den Kauf eines längeren Stromkabels extra kaum herum.

Solarmodule von Sunpro: Beachtlicher Stromertrag

Kommen wir nun zum Kernstück des Balkonkraftwerks, den Solarmodulen. Die zwei bifazialen (das heißt: auch die gläserne Rückseite fängt Sonnenlicht ein) Panels stammen, wie beim Duo von Kleines Kraftwerk, vom renommierten chinesischen Hersteller Sunpro. Die Topcon-Mono-Module vom Typ SPDG449-N108M10 protzen mit einem Wirkungsgrad von 22,53%, ein sehr guter Wert. Und tatsächlich war PV Insider auch mit den gemessenen Erträgen sehr zufrieden.

Im PV-Insider-Vergleichstest in den Monaten Oktober bis Dezember 2024 war die gemessene Stromausbeute fast identisch zum Duo-Modell von Kleines Kraftwerk (das ebenfalls auf bifaziale Topcon-Module von Sunpro setzt). Exemplarisch zwei Tage im Detail: Am Sonntag, den 20. Oktober, einem milden und klaren Oktobertag mit 18 Grad Spitzentemperatur in Elmshorn, Schleswig-Holstein, erzeugte das 880-Watt-Modell von Kleines Kraftwerk 0,8 kWh im Tagesverlauf, und zwar bei einer Süd-Ausrichtung. Das 880-Watt-Modell von EPP Solar kam auf 0,7 kWh im selben Zeitraum; an diesem Tag jedoch mit leicht anderer Ausrichtung und zwar mehr in Richtung Süd-West. Bei identischer Ausrichtung kamen die beiden Anlagen dann am 7. November (stark bewölkt, nur 7 Grad Maxibmaltemperatur) auf jeweils exakt 0,2 kWh im Tagesverlauf.

Test EPP Solar Balkonkraftwerk mit zwei Modulen
Fertig aufgebaut und montiert – jetzt kann man die beiden 440-Watt-Module so ausrichten, dass sie am Besten Richtung Süden, Südosten oder Südwesten zeigen.

In einem Zeitraum mit strahlendem Sonnenschein am 19. Februar 2025 nahm PV Insider per Multimeter ganz genau Maß: Dann flossen 291 Watt aus einem Sunpro-Modul des Balkonkraftwerk-Sets von EPP Solar. Zum Vergleich kam ein Sunpro-Modul aus dem Kleines-Kraftwerk-Set zum selben Zeitpunkt auf 284 Watt. Der geringe Unterschiede in diesem Moment kann auf den leicht anderen Neigungswinkel der Flachdach-Halterungen zurückzuführen sein.

Test EPP Solar Stromertrags App
Den Stromertrag kann man sich im Browser oder in einer Smartphone-App anzeigen lassen. EPP Solar rät zum Anbieter Solarman – der glänzt nicht gerade mit tollen deutschen Texten, aber man erfährt, wie viel Strom des eigene Kraftwerk erzeugt. An einem trüben Oktobertag (Bild) nicht besonders viel.

Die gemessenen Langzeitwerte des Stromertrags entstammen der App, die EPP Solar für den beiliegenden Wechselrichter der Firma Deye empfiehlt. Die App Solarman Intelligent gibt’s gratis für iOS und Android, ebenso kann man via Webbrowser auf sein Solarman-Konto und die Stromdaten zugreifen. Schwachstellen sind die teils schlechten deutschen Texte und die generelle Benutzerführung. Ja, man erfährt, wann wieviel Strom erzeugt wird bzw. wurde, übersichtlich und praktisch ist die App jedoch nicht gestaltet. Zudem wird der erzeugte Strom auf 0,1 kWh gerundet, das sorgt in Schlechtwetter-Phasen für eine gewisse Unschärfe. Generell ist die WiFi-Verbindung zum Deye-Wechselrichter stabiler als bei Hoymiles und der dazugehörigen App, es kommt trotzdem gelegentlich zu nicht aufgezeichneten Tagen, wenn man seine Langzeitwerte nachschaut. Zudem sind die Langzeitstatistiken ziemlich dürftig.

Der Wechselrichter stammt von Deye

Die Installation des 800-Watt-Wechselrichters selbst war leider holprig: Die dem Deye Sun-M80G4 beiliegende Anleitung ist zwar auf deutsch, führt aber nur sehr knapp durch die Installationsschritte, die nötig sind, um das WiFi-Modul mit dem Heimnetz bekanntzumachen. In unserem Fall war noch ein bisschen Google-Suche in diversen PV-Foren nötig, weil das Hinzufügen des sogenannten Datenloggers zunächst nicht wie in der Anleitung beschrieben klappen wollte. Nach etwas Hin- und Herprobieren war das schließlich geschafft, seitdem kann PV Insider von überall aus – eine Internetverbindung vorausgesetzt – auf die Ertragsdaten des Balkonkraftwerks zugreifen.

Der Wechselrichter Deye Sun-M80G4 selbst ist sehr solide, alle Kabelverbindungen und Stecker sind hochwertig verarbeitet. Die WLAN-Antenne sitzt mittig am Gehäuse, links und rechts davon sind MC4-Eingänge. Das Gerät bleibt angenehm kühl, arbeitet leise und punktet mit einem externen, an der Seite angebrachten Relais. Dieses Aufbauprinzip zeichnet die neueste Generation der Deye-Wechselrichter aus, es sorgt für eine einfache Wartung und Reparierbarkeit; ein smarter Schachzug, weil Wechselrichter im Durchschnitt früher ausfallen können als andere Teile einer Solaranlage.