Ein Balkonkraftwerk erzeugt nachhaltigen Strom aus Sonnenenergie und rechnet sich meist nach wenigen Jahren. Wir erläutern in diesem Ratgeber alle Vor- und Nachteile der Mini-Solaranlagen!
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Balkonkraftwerke werden immer beliebter, in Deutschland wurden bereits mehr als eine Million Mini-Solaranlagen über die Bundesnetzagentur registriert. Einer der größten Vorteile von Balkonkraftwerken liegt darin, dass du selbst als Mieter oder Wohnungseigentümer ohne eigenes Dach deinen eigenen Strom erzeugen kannst. Wir möchten für dich aber alle Seiten der Medaille beleuchten und klären dich daher transparent über die Vor- und Nachteile deiner Investition auf.
Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick
- Die Anschaffungskosten für ein Balkonkraftwerk rechnen sich oft schon nach zwei bis vier Jahren und du kannst jahrzehntelang profitieren.
- Seit Mai 2024 darfst du Balkonkraftwerke mit bis zu 800 Watt betreiben, sodass sich die Kosten-Nutzen-Rechnung noch stärker zu deinen Gunsten verschiebt.
- Etwaige Nachteile sind oft standortabhängig und schmälern das Gesamtbild nur leicht. Ein Balkonkraftwerk lohnt sich (fast) immer!
Die 7 klaren Vorteile von Balkonkraftwerken
Fangen wir mit den Gründen dafür an, warum sich ein Balkonkraftwerk für dich lohnt. In den meisten Fällen überwiegen die Vorteile von Balkonkraftwerken ganz klar – insbesondere, wenn du dich für ein geprüftes und hochwertiges Balkonkraftwerk entscheidest.
#1: Du reduzierst deine Energiekosten
Ein Balkonkraftwerk kostet zwar Geld und du musst es zunächst kaufen, aber dein Stromanbieter möchte ja monatlich auch immer wieder Kohle von dir haben, richtig?
Sobald sich das Balkonkraftwerk amortisiert hat, macht der Betrieb des Balkonkraftwerkes noch mehr Spaß. Bis es so weit ist, vergehen bei optimalen Bedingungen nur zwei bis drei Jahre – je nach Standort und Verschattungen können es aber auch mal fünf Jahre sein.
Tipp: Wie schnell sich ein Balkonkraftwerk rentiert, das hängt von den Gegebenheiten am Standort ab. Ein Balkon mit viel Schattenwurf bringt deutlich weniger Energie als ein Südbalkon ohne störende Bäume gegenüber. Über die Lebenszeit einer Anlage rentiert sich diese sich aber in der Regel immer.
Schätzungen zufolge ist ein optimal platziertes Balkonkraftwerk in der Lage, rund 15 bis 20 % Prozent deines Jahresverbrauchs abzudecken. In einem Haushalt mit zwei Personen werden laut Verivox jährlich zwischen 2.100 und 3.600 kWh verbraucht.
Liegt der Strompreis bei 40 Cent/kWh, entstehen in einem Jahr Stromkosten von bis zu 1.440 Euro. Für eine Solaranlage mit 800 Watt investierst du nur ca. 400 bis 700 Euro. Nutzt du nur 400 kWh pro Jahr – also die Hälfte des geschätzten Jahresertrags – effektiv für dich und deinen Haushalt, dann sparst du bereits rund 160 Euro pro Jahr ein.
#2: Du rüstest dich für die stromgeführte Zukunft
E-Mobilität, Wärmepumpen und Smart Homes – die Zukunft ist stromgeführt. Und wenn du dich nicht komplett von den Stromanbietern abhängig machen möchtest, ist es ratsam, so viel Strom wie möglich selbst zu produzieren.
Du hast zwar ein Dach über dem Kopf, es gehört dir aber nicht? Mit deinem Balkonkraftwerk wirst du dennoch Teil der Energiewende und kannst deinen Balkon nutzen. Seit du bis zu 800 Watt nutzen kannst, ist die Entlastung beim Stromverbrauch nochmal attraktiver geworden. Ein Balkonkraftwerk ist der perfekte erste Schritt, um deine persönliche Energiewende anzustoßen.

#3: Du kannst auch als Mieter deinen eigenen Strom erzeugen
Mieter waren lange Zeit von ihrem Vermieter abhängig, wenn sie die Vorteile der Sonnenenergie nutzen und Stromkosten sparen wollten. Entschied sich dieser nicht für eine große PV-Anlage, war der Netzstrom die einzige Lösung. Ein steckerfertiges Balkonkraftwerk mit zwei bis vier Solarmodulen gibt dir mehr Freiheiten, wenn auch auf kleinerem Niveau.
Tipp: Dein Vermieter darf dir den Betrieb in der Regel nicht verbieten. Mit dem Solarpaket I wurden die bürokratischen Hürden sogar noch weiter gesenkt, indem Stecker-Solargeräte in die Liste der privilegierten baulichen Veränderungen (§ 20 Abs. 2 WEG) aufgenommen wurden. Außerdem muss an Balkonkraftwerk gar nicht am Balkongeländer hängen, es kann auch im Garten oder auf der Terrasse stehen.
#4: Deine Mini-PV-Anlage nimmst du beim Umzug einfach mit
Während du eine Solaranlage fest auf der Dachfläche montierst, ist das Balkonkraftwerk verhältnismäßig portabel. Ziehst du um, wird es einfach demontiert und in die neue Wohnung mitgenommen.
Tipp: Gehe beim Umzug sorgfältig mit den PV-Modulen um, denn sie sind der sensibelste Teil der Anlage. Geschützt mit Schaumstoff und berührt mit Handschuhen bleibt alles intakt und du kannst auch im neuen Zuhause wieder kostenlosen Sonnenstrom generieren.
#5: Du benötigst keinen Fachbetrieb oder Elektriker für die Installation
Viele Privatpersonen scheuen den Einstieg in die Welt der Sonnenenergie, weil ihnen Fachkenntnisse rund um elektronische Installationen fehlen. Viele Hersteller von Balkonkraftwerken bieten dir jedoch steckerfertige Komplettsets mit ordentlich Leistung an, die im Nu installiert sind.
Am Balkon montierst du die Solarpanels direkt am Geländer, auf einem Flachdach oder im Garten werden die Module auf eine sogenannte Aufständerung geschraubt. Der Wechselrichter funktioniert per Plug-and-Play – anschließen und los geht’s!
Obendrein ist die Anmeldung eines Balkonkraftwerks sehr einfach geworden: Man muss nur ein paar Vorschriften beachten, wie zum Beispiel die Registrierung im Markstammdatenregister. Der Netzbetreiber muss nicht mehr extra informiert werden.

#6: In vielen Städten und Gemeinden werden Fördergelder bezahlt
Dir fehlt das nötige Kleingeld für den Kauf deines eigenen Mini-Kraftwerks? Die Politik ist auf deiner Seite und fördert Balkonkraftwerke. Das tut sie zum einen durch den Wegfall der Mehrwertsteuer – wäre das nicht der Fall, dann wären die kleinen Kraftwerke um knapp ein Fünftel teurer. Außerdem zahlen viele Städte und manche Bundesländer Förderungen für die Anschaffung und Installation.
Die Stadt Darmstadt bewilligt beispielsweise 200 Euro Zuschuss, auch in Heidelberg können Käufer von Balkonkraftwerken bis zu 200 Euro Förderung erhalten. Diese Finanzspritzen sind nur Beispiele dafür, wie du die Anschaffungskosten für dein Balkonkraftwerk reduzieren kannst. In der Regel kannst du dich auf der Webseite deiner Stadt oder Kommune informieren und dort mögliche Fördersummen berechnen.
#7: Du schützt ganz nebenbei die Umwelt
Kohlestrom ist dreckig und verpestet die Umwelt – und der Klimawandel ist bereits in vollem Gange. Ein Balkonkraftwerk reicht zwar nicht für völlige Autarkie, du leistest aber einen spürbaren Beitrag zur Emissionsreduktion.
Je nach Modell sind Einsparungen von bis zu 0,3 Tonnen CO2 pro Jahr möglich, bei einigen Modellen sogar noch mehr. Du schonst also nicht nur dein Portemonnaie, sondern nebenbei noch den Planeten deiner Kinder, Enkel und Urenkel. Entscheidest du dich außerdem für einen Batteriespeicher, dann kannst du nicht den Strombezug aus dem Netz weiter senken, sondern auch noch mehr CO2 einsparen. Ehrlicherweise erhöht sich damit aber auch die Amortisationszeit.
Gibt es auch Nachteile von Balkonkraftwerken?
Auch wenn die Vorteile eines Balkonkraftwerkes überwiegen, gibt es Situationen, in denen ein Balkonkraftwerk eher weniger geeignet oder zumindest nicht ganz so vorteilhaft ist. Wir möchten verhindern, dass dich nach der Investition eine böse Überraschung erwartet.
#1: Möglicherweise brauchst du einen neuen Stromzähler
In Deutschland werden analoge, digitale und smarte Stromzähler genutzt. In vielen Altbauten sind noch analoge Zähler verbaut, die deinen Verbrauch mittels Drehscheibe erfassen. Ist keine Rücklaufsperre vorhanden, muss der Stromzähler über kurz oder lang ausgetauscht werden.
Tipp: Dank der Bestimmungen im Solarpaket I ist es nun aber möglich und sinnvoll, zumindest vorübergehend und bis zum Tausch einen solchen alten Ferraris-Zähler weiterzunutzen. Der Austausch ist zudem in der Regel ohne Kosten möglich. Weniger Bürokratie, mehr Sonnenertrag!
Ist bei dir ein digitaler Zähler verbaut, musst du dir um die Rücklaufsperre meist keine Gedanken machen. Die modernen Geräte sind von Haus aus damit ausgerüstet. Gleiches gilt für smarte Stromzähler, die über eine integrierte Rücklaufsperre verfügen.

#2: Nicht jeder Standort ist ideal
Das Balkonkraftwerk bringt Strom, wenn Sonnenstrahlen auf die Solarpanels treffen. Je nach Lage deines Balkons, ist das vormittags, nachmittags oder ganztags der Fall. Ein Südbalkon ist perfekt, ein Nordbalkon macht die Nutzung eines Balkonkraftwerks ziemlich unrentabel.
Die Höhe der Stromausbeute hängt aber auch davon ab, ob große Bäume, Mauern oder andere Gebäude als Schattenwerfer fungieren. Lebst du im Erdgeschoss, kommt es häufiger zu Problemen als bei einem freien Balkon in oberen Etagen.
#3: Überschüssige Energie wird (normalerweise) ohne Vergütung ins öffentliche Netz eingespeist
An sonnenreichen Tagen sorgt dein Balkonkraftwerk – je nach Sonneneinstrahlung und Anzahl der Module – möglicherweise für mehr Energie als du verbrauchen kannst. Dieser Überschuss fließt ins öffentliche Stromnetz. Während Betreiber großer Solaranlagen eine Einspeisevergütung für diese Kilowattstunden Strom erhalten, gehst du leer aus.
Du verschenkst die erzeugte Energie weiter, weil sich der Aufwand in der Regel nicht lohnen würde, die Voraussetzungen für die vergütete Einspeisung zu schaffen. Als kleines Trostpflaster bleibt, dass du zumindest grünen Strom erzeugt hast.
Möchtest du das verhindern, benötigst du einen Speicher für dein Balkonkraftwerk. Das lohnt sich vor allem dann, wenn du einen hohen Ertrag hast und deinen Solarstrom unabhängig von der aktuellen Sonnenstrahlung nutzen möchtest. So eine Batterie hilft, die Eigenverbrauchsquote zu erhöhen, aktuell sind die Solarakkus aber oft noch relativ teuer.
#4: Fällt der Strom aus, funktioniert das Balkonkraftwerk nicht mehr
Da der Wechselrichter an die Steckdose angeschlossen wird, ist er abhängig vom Netzstrom. Bei einem Blackout fährt das Balkonkraftwerk herunter, wenn keine Vorkehrungen getroffen wurden. Somit ist ein Balkonkraftwerk grundsätzlich erstmal keine Alternativlösung bei einem Stromausfall. Das ist aber eine sehr seltene Ausnahme: Im Durchschnitt ist ein Haushalt in Deutschland pro Jahr weniger als eine Viertelstunde ohne Strom.
Tipp: Um das zu vermeiden, kannst du eine Inselanlage konzipieren. Diese hat das Ziel, auch ohne Anschluss an das Stromnetz autark zu funktionieren. Dafür muss ein Speicher bzw. eine Powerstation verbaut sein, die für den Fall aufgeladen wird, wenn der Strom mal ausfällt. Die Komponenten des Balkonkraftwerkes müssen zudem schwarzstartfähig sein, also ohne externe Stromzufuhr starten können.
Worauf wartest du noch? Nutze die Vorteile von Balkonkraftwerken!
Mehr als eine Million deutscher Haushalte produzieren bereits Strom auf dem Balkon. Mit dem Solarpaket I wurden die Möglichkeiten besonders für Mieter nochmal deutlich verbessert. Statt 600 Watt kannst du nun bis zu 800 Watt von deinem Balkon nutzen und damit noch mehr Solarenergie generieren.
Auch wenn es Nachteile gibt, überzeugen die Vorteile von Balkonkraftwerken in der Praxis. Nicht in jedem Fall treffen alle Nachteile auf dich zu. Verschattung durch Bäume und andere Gebäude sind individuelle Probleme, die nicht zwingend vorliegen.
In den meisten Fällen gibt es auf dem Balkon die Möglichkeit, mit der richtigen Ausrichtung gegen den Schattenwurf vorzugehen. Und selbst wenn der Ertrag nicht perfekt ist, wird sich ein Balkonkraftwerk dennoch rechnen – nur halt eben ein bisschen später.
Möchtest du Teil der Energiewende sein, kannst aber im Moment nicht die Investition für eine PV-Anlage stemmen? Oder kommt für dich als Mieter eine große Solaranlage sowieso nicht infrage? Wenn jetzt noch eine Balkonausrichtung gen Süden, Westen oder Osten gegeben ist oder ein Stück Flachdach oder Terrasse zur Verfügung stehen, dann hast du die optimalen Bedingungen für die Nutzung eines Balkonkraftwerks. Nutze jetzt die Vorteile!