Im Rahmen des Solarpaket 1 wurden Balkonkraftwerke bis 800 Watt erlaubt. Wir erklären dir, was das für deine persönliche Energiewende wirklich bedeutet und welche Regeln gelten.
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In Deutschland galt der Wechselrichter mit maximal 600 Watt Einspeiseleistung lange Zeit als Obergrenze für das Balkonkraftwerk. Durch die Einführung des Solarpakets 1 hat sich diese Leistungsgrenze auf 800 Watt erhöht. Da diese Größe gemäß der EU-Verordnung keine Relevanz für das Stromnetz hat, darfst du deine Mini-PV-Anlage nun mit bis zu 800 Watt betreiben. Welche Vorteile das konkret hat und welche Regeln gelten, das erfährst du bei uns.
Das Wichtigste zur 800 Watt Regel für Balkonkraftwerke in Kürze
- Die Nutzung von 800 Watt-Wechselrichtern ist seit dem 16. Mai 2024 durch das Solarpaket 1 der Bundesregierung gestattet.
- Die Anmeldung von Balkonkraftwerken erfolgt seither vereinfacht über das Marktstammdatenregister, eine Registrierung beim Netzbetreiber ist nicht mehr nötig.
- Nutzt du bereits leistungsstarke Solarmodule, kannst du einen 600-Watt-Wechselrichter gegen ein neues Modell austauschen.
Was wurde 2024 in Bezug auf Balkonkraftwerke konkret geändert?
Die Gesetzesüberarbeitung brachte für den Betrieb eines Balkonkraftwerks auf dem eigenen Balkon einige Veränderungen mit sich. Die sogenannte Bagatellgrenze wurde auf 800 Watt angehoben, das ist aber nicht die einzige neue Regel. Erfahre bei uns, was jetzt wirklich gilt.
Höhere Leistung offiziell möglich: Balkonkraftwerke dürfen gemäß der aktuellen Gesetzeslage nun bis zu 800 Watt leisten und damit ein Drittel mehr als bisher. Die technische Norm VDE-AR-N-4105 hatte den Grenzwert bis April 2024 bei 600 Voltampere (Watt) festgeschrieben. Warst du davor in Besitz eines gedrosselten Balkonkraftwerks, hast du nun die Möglichkeit, die Leistung zu erhöhen.
Registrierung nur noch einmal nötig: Du bist außerdem seit der Einführung der neuen Regeln nicht länger verpflichtet, dein Balkonkraftwerk beim Netzbetreiber zu registrieren. Stattdessen führst du eine vereinfachte Registrierung durch.
So einfach funktioniert es:
- Du rufst die Startseite des Marktstammdatenregisters (MaStR) auf.
- Jetzt wählst du „Registrierung einer Solaranlage“ und entscheidest dich für steckerfertige Solaranlage, wie dein Balkonkraftwerk im Behördendeutsch genannt wird.
- Im nächsten Schritt erstellst du ein Benutzerkonto oder loggst dich ein.
- Jetzt folgt die Angabe der Daten. Dazu gehören deine Adresse und Stromzählernummer, das Datum der Inbetriebname, die Leistung deiner Module (max. 2000 Wattpeak, ohne das bifaziale Plus) sowie die Leistung deines Wechselrichters. Hast du auch einen Speicher, musst du eine zusätzliche Zeile eintragen.
Möchtest du dein Balkonkraftwerk später erweitern, es wieder abmelden oder ziehst damit um, nutzt du die festgelegten Login-Daten für das MaStR und führst die Änderung online durch.

Eine Nichtanmeldung ist übrigens rechtswidrig: Du selbst hast keinen direkten Vorteil von der Registrierung, warum also überhaupt die Arbeit machen? Du bist laut rechtlicher Vorschriften dazu verpflichtet. Meldest du dein Balkonkraftwerk nicht an, gilt das laut Paragraf 21 der MaStRV (Martkstammdatenregisterverordnung) als Ordnungswidrigkeit. Dir droht im schlimmsten Fall ein Bußgeld von mehreren hundert Euro und eine Trennung der Anlage vom Netz. Da du keine Einspeisevergütung erhältst, ist diese Strafe aber eher theoretischer Natur.
Rückwärtslaufende Zähler dürfen weiter genutzt werden
Um ein Balkonkraftwerk zu betreiben, musstest du vor Mai 2024 eigentlich einen neuen Stromzähler beantragen, wenn du ein rückwärtslaufendes Modell genutzt hast. Vor allem in Altbauten sind diese älteren Geräte (Ferraris-Zähler) noch Standard, die Wartezeit bis zum Tausch konnte Wochen oder gar Monate dauern.
Diese Wartezeit hat sich mittlerweile erübrigt, denn du darfst deinen rückwärtslaufenden Zähler übergangsweise weiter verwenden und die Stromkosten sofort drücken. Zwar muss dein Zähler trotzdem noch irgendwann getauscht werden, du darfst aber davor schon mit der Gewinnung von Solarstrom anfangen; außerdem ist dein lokaler Netzbetreiber für den Tausch verantwortlich – er muss dich kontaktieren.
Tipp: Sobald du dich im Marktstammdatenregister angemeldet hast, gibt die Behörde die Daten deiner Mini-Solaranlage an den Messstellenbetreiber deiner Region weiter. Dieser tauscht den Zähler dann innerhalb von spätestens vier bis sechs Monaten aus. Du musst den Tausch nicht selbst beantragen und kannst einfach abwarten.
Der Schukostecker ist als Anschluss offiziell zugelassen
Vereinfacht wurde auch die Art des Anschlusses für dein Balkonkraftwerk: Bei 600 Watt-Modellen war eine Verbindung mittels Schuko-Stecker zwar bereits geduldet, in der Produktnorm wurde aber ausschließlich auf den Wieland-Stecker verwiesen. Das soll nach DIN VDE V 0126-95 nun offiziell verändert und auch festgehalten werden.
Einer der größten Vorteile dabei ist, dass du dein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Ausgangsleistung einfach in die normale Haushaltssteckdose stecken und so den Strom vom Balkon direkt nutzen kannst. Laut Photovoltaik-Strategie der Bundesregierung gehen von einem Wechselrichter mit NA-Schutz nur eine geringe Brandgefahr und ein minimales Stromschlagrisiko aus. Die beste Testnote für ein 800-Watt-Balkonkraftwerk erhielt bei PV Insider bisher das Modell Kleines Kraftwerk Duo – im XXL-Test kannst du alle Ergebnisse nachlesen.
Das Balkonkraftwerk gilt nicht mehr als Bauprodukt
Mit dem Solarpaket I wurde auch die Bauproduktregel geändert bzw. vereinfacht. Die Komponenten von einem Balkonkraftwerk gelten nun offiziell nicht mehr als Bauprodukt, was einige Beschränkungen aufhebt. Die bisherige Regelung zur Überkopfverglasung hat sich erledigt und auch die Begrenzung auf zwei Quadratmeter ist nicht relevant. Du hast theoretisch jetzt die Möglichkeit, die Montage auch in Höhe von vier Metern und höher vorzunehmen.
Beschränkung der Gesamtnennleistung auf 2000 Watt Peak (Wp)
Für alle Balkonkraftwerke gilt eine maximale Gesamtleistung der PV-Module auf 2000 Wp. Die darfst du in Kombination mit einem 800 Watt-Wechselrichter auf dem Balkon in Betrieb nehmen. Praktisch dabei: Die Preise für Solarmodule sind im letzten Jahr gefallen, mittlerweile sind Sets mit vier Modulen und richtig viel Leistung für verhältnismäßig wenig Geld zu haben. Das nennt man im Fachjargon „Overpowering“, das schadet deinem Wechselrichter nicht, sondern sorgt nur dafür, dass die maximal erlaubten 800 Watt über einen längeren Zeitraum ins Haus wandern.

Wie viel Strom produziert eine 800 Watt Solaranlage für den Balkon?
Wie hoch der Ertrag deines Balkonkraftwerks mit einer Ausgangsleistung von 800 Watt ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Statistisch gesehen produzierst du in Süddeutschland mehr Energie als im Norden, da es dort mehr Sonnenstunden gibt. Für dich und deinen Balkon sind vor allem drei Dinge relevant:
- Wie hoch ist die Sonneneinstrahlung vor Ort?
- Welcher Neigungswinkel ist bei deinen Solarmodulen möglich?
- Lassen sich die Module optimal ausrichten?
Verschattungen führen dazu, dass nicht der optimale Stromertrag erzielt wird. Das lässt sich selbst in südlichen Regionen nicht immer verhindern, beispielsweise durch Bäume oder schattenwerfende Gebäude in der Umgebung. Suche dir die richtige Position an deinem Balkongeländer oder Flachdach sorgfältig aus. Du hast mit der passenden Halterung außerdem die Möglichkeit, die Anlage an der Fassade zu montieren! Interessiert du dich allgemein für die Montage von Balkonkraftwerken, dann wirst du bei PV Insider natürlich fündig.
Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (Berlin) errechnete einen Wert zwischen 400 und 600 kWh (Kilowattstunden) pro Jahr bereits bei der Nutzung eines 600 Watt-Balkonkraftwerks. Beim Modell mit 800-Watt-Wechselrichter kannst du mit einem Etrag von 600 bis 800 kWh rechnen. Thema Sparen: Gemessen an einem Strompreis von 35 Cent/kWh würde das eine Ersparnis von 150 Euro pro Jahr mit sich bringen. Natürlich nur, wenn du einen stattlichen Anteil deines eigenen Stroms auch immer direkt verbrauchst. Kannst du das nicht so gut einrichten, dann solltest du dir Gedanken über einen Speicher zum Balkonkraftwerk machen.

Lohnt sich der Umstieg von 600 Watt auf 800 Watt?
Sofern sich das Balkonkraftwerk an deinem Standort optimal ausrichten lässt, ist ein deutlicher Ertragsplus möglich – der Anstieg von 600 auf 800 Watt bedeutet eine theoretische Steigerung um 33 Prozent. Ob sich die Erweiterung für dich und deinen Haushalt persönlich lohnt, hängt von verschiedenen Punkten ab.
Nutzt du bereits ein 600-Watt-Balkonkraftwerk und verbrauchst den produzierten Strom nicht ausreichend, dann ist eine Aufrüstung unnötig. Zwar ist es ökologisch sinnvoll, weil damit mehr grüner Strom eingespeist wird, für dich persönlich hat es aber keine Vorteile. Du erhältst keine Vergütung für die Einspeiseleistung und profitierst daher nicht persönlich von der höheren Energieproduktion.
Nachgerechnet: Verbrauchen deine laufenden Haushaltsgeräte allerdings regelmäßig über 800 Watt und können die erzeugte Energie direkt umsetzen, dann amortisiert sich die Umrüstung nach wenigen Jahren. Dann solltest du ein Leistungsupgrade in Betracht ziehen. Zudem ist ein hochwertiger Wechselrichter mit 800-Watt-Leistung nicht mehr besonders teuer – für rund 100 Euro wirst du fündig.